Lieb sein!

Eines hatte Jesus mit seinen beiden Mitgekreuzigten auf Golgatha gemeinsam - sie waren alle Extremisten! Die einen Extremisten der Sündhaftigkeit und er - Jesus Christus - ein Extremist der Liebe und der Wahrheit.

Für viele Christen unserer Tage passt es nicht zusammen: Christlicher Glaube und Extremismus, Liebe und ein rebellischer Geist. Und so hat sich ein Konzept von Liebe breitgemacht, das nur sehr wenig mit Jesus zu tun hat, vielmehr jedoch mit einer romantisch-verklärten Sicht dieses Wortes, die mir vor allem aus unzähligen billigen Schlagertexten bekannt vorkommt: Liebe als "lieb sein", als Nettigkeit, oft als seichte, leicht schmalzige und jedenfalls zutiefst harmlose Angelegenheit. Das Problem dabei ist: "Liebe" Menschen haben größte Mühe, unangenehme Dinge oder gar Sünde beim Namen zu nennen. Sie verwechseln Feindesliebe mit Konfliktscheue, Friedfertigkeit mit Unterwürfigkeit und Demut mit dem Verzicht auf Zivilcourage.

Was am Ende von unserer "christlichen" Liebe übrig bleibt, hat dann oft nicht mehr Tiefgang als Lieder wie: "Ganz Paris träumt von der Liebe". In dieser Haltung lächeln wir uns oft Sonntag für Sonntag im Gottesdienst vielsagend an und die Leichen in unseren Beziehungskellern faulen und stinken weiter vor sich hin, bis die eine oder andere außer Kontrolle geratene Situation alles eruptiv und zerstörerisch ans Tageslicht befördert. Ja, das betrifft mich. Und auch dich, werte(r) Leser(in). Es betrifft uns alle!

Lasst uns aufhören, "lieb" zu sein und beginnen wir zu lieben. Wie Jesus es getan hat. Dann wird uns auch wieder neu bewusst, dass Liebe und Wahrheit nicht voneinander zu trennen sind und dass es sich dennoch lohnt, ein Rebell der Liebe zu sein. Das hat uns Jesus vorgelebt. Das können wir an Vorbildern wie Paulus, Luther, Bonhoeffer, Jägerstätter und zahllosen anderen lernen, deren Herzen und Leben durchdrungen waren von dem Wunsch, so zu sein wie unser geliebter Meister.

Quelle: Richard Griesfelder  IMPULS