Gibt es eine Bibel oder mehrere Bibeln? Wieso wird diese Aussage in dieser Bibel so geschrieben und in einer anderen Bibel anders? Diese und ähnliche Fragen werden immer wieder gestellt. Hiermit möchte ich darauf eine kurze Antwort geben.

Grundsätzlich gibt es nur eine Bibel. Die Bibel besteht aus dem Alten Testament (AT) und dem Neuen Testament (NT). Die Bibel besteht insgesamt aus 66 einzelnen Büchern, die in einem Zeitraum von ca. 1500 Jahren von 44 Menschen geschrieben wurden.

Das AT wurde in Aramäisch und Hebräisch geschrieben, und das NT in Griechisch. In der Bibel finden wir Geschichtsbücher, persönliche Briefe, Lehrbriefe, Anweisungen von Gott, Lieder und Gedichte, Prophetische Bücher, Biographien, usw. .

Ca. 400 v. Chr. war das AT schon fertig zusammengestellt. Das AT ist die "Bibel" der Juden. Jesus und auch die ersten Apostel predigten aus dem AT.

 

Folgende Faktoren spielen bei einer Bibelübersetzung mit

  • Das Alter der Übersetzung

Je älter eine Übersetzung ist, desto schwieriger wird sie zu lesen sein. Es können Wörter vorkommen, die heute nicht mehr so bekannt und gebräuchlich sind, oder deren Bedeutung sich geändert hat.

Manche Wörter oder Sätze (besonders im AT) sind nur sehr schwer zu übersetzen (manche können auch nur umschrieben werden). Manche Originaltextstellen sind auch fast unleserlich geworden (z. B. durch Witterungseinflüße).

Durch archäologische Funde und wissenschaftliche Untersuchungen ist es aber möglich, die Bibel immer genauer zu übersetzen. Dies hat natürlich Auswirkungen auf die neueren Übersetzungen.

  • Die Absicht der (des) Übersetzer(s)

Auch dies ist sehr wichtig. Darum sollte man immer das Vorwort (falls vorhanden) in einer Bibel lesen. Hier wird die Absicht der Übersetzung bekanntgegeben und eventuell schwierige Wörter erklärt. Im Vorwort wird auch erklärt, ob es eine wortgetreue oder eher sinngemäße Übersetzung ist. Eventuell, geht es auch nur um eine moderne Sprache und man passt die Übersetzung an eine bestimmte Zielgruppe an (z. B. Jugendliche).

Wortgetreue Übersetzungen sind teilweise etwas schwierig zu lesen. Bibelübersetzungen, die eher sinngemäß übersetzen und mehr Wert auf leichte Lesbarkeit legen, verlieren an Tiefe und Kraft. Übersetzungen, die versuchen, sich dem modernen Sprachgebrauch anzupassen, stehen in der Gefahr, die Heiligkeit Gottes zu missachten.

Grundsätzlich gilt aber, wer nicht einmal bereit ist, sich einer "leichteren" Übersetzung des Wortes Gottes unterzuordnen und gehorsam zu sein, der wird dies auch nicht bei einer wortgetreuen Übersetzung tun.

 

Verschiedene Bibelübersetzungen

  • genaue Übersetzungen
    • Elberfelder Übersetzung (teilweise komplizierter Satzbau)
    • Schlachter Übersetzung
  • Übersetzungen in heutigen Deutsch (leicht lesbar)
    • Hoffnung für Alle (das lebendige Buch)
    • Einheitsübersetzung
    • Die Gute Nachricht
  • Luther
    • Luther Übersetzung
      Die älteren Übersetzungen sind etwas schwierig zu lesen, weil teilweise altdeutsche Wörter verwendet werden, die man heute nicht mehr versteht. Die revidierte Übersetzung ist verständlicher und leichter lesbar.
       

Es gibt Bibeln, die zusätzlich mit Erklärungen, Stichwortkonkordanzen und sonstigen Informationen versehen sind (z. B. Thompson Studienbibel; Scofield Bibel; Lutherbibel erklärt; Elberfelder Jubiläumsbibel; usw.).

Dies ist nur ein Teil der Bibelübersetzungen, die es gibt. Sie sind die gebräuchlichsten und bekanntesten Übersetzungen, die verwendet werden. Abzuraten ist von der "Neue Welt Übersetzung" der Zeugen Jehovas. Sie haben ihre Lehre in die Übersetzung mit hineingebracht.

 

Kapitel- und Verseinteilung

Sie wurden im 12. Jahrhundert hinzugefügt, um bestimmte Bibelstellen schnell und leicht zu finden. Manche Bibelübersetzungen haben teilweise eine etwas abweichende Verseinteilung als allgemein üblich. Darauf wird aber dann im Vorwort der jeweiligen Bibel hingewiesen.

 

Der Kanon

"Kanon" bedeutet soviel wie "Maßstab". Damit ist der Maßstab gemeint, der an die biblischen Schriften gelegt wurde. Welche Schriften gehören zum biblischen Kanon und sind somit als Gottes Wort anzusehen?

Der AT - Kanon war schon fertig. Jesus selbst zitierte die Schriften des AT als Gotteswort. Die ersten Apostel und Prediger, beweisen aus dem AT, das Jesus der Christus ist.

Was aber ist nun der NT - Kanon und somit Gottes Wort? Bis in das 3. Jahrhundert dauerte die Diskussion. Es gab viele Schriften, die in den Gemeinden herumgereicht wurden und manche sogar unter falschen Namen. Man behauptete z. B., dass sie von Apostel Paulus stammen, obwohl er diese Briefe nicht geschrieben hatte.

Folgender Maßstab (Kanon) wurde aufgestellt

  • Apostolizität (Verfasser musste als Apostel anerkannt sein)
  • Übereinstimmung mit der überkommenen Lehre
  • ein weitverbreiteter Gebrauch der jeweiligen Schrift in der damaligen christlichen Kirche


Immer wieder wurden Listen aufgestellt, wo verschiedene Menschen ihre Meinung darüber abgaben, was Gottes Wort ist. Die erste vollständige Liste, die das NT so enthält, wie wir es heute kennen, wurde im Jahre 367 aufgestellt. Im Jahre 397 wurde in Karthago auf einem Konzil der westlichen Kirche dieser Kanon angenommen und bestätigt. Seit dieser Zeit besteht die Bibel aus dem AT und dem NT.

 

Apokryphen ("verborgene" Schriften)

Sie entstanden zwischen 300 v. Chr. - 70 n. Chr. Es gibt 14 Bücher, die aber nur in der griechischen Übersetzung des AT zu finden sind und nicht in der Hebräischen Version des AT. Das Wort "Apokryphen" meint hier nicht etwas "Verborgenes" im wörtlichen Sinn, sondern "außerhalb" des Kanon.

Die r.k. Kirche hat sie in ihre Bibelübersetzung aufgenommen. Sie werden "Deuterokanonisch" genannt (eventuell "zweiter Kanon"), aber als inspiriert angesehen. Das Judentum anerkennt sie nicht als kanonisch im AT.

Quelle:  Franz Orasch