Was ist Religiosität?

  • Falsche Stellung (falsche Identifikation)
  • Wirken in eigener Kraft
  • Selbst- oder Leistungsgerechtigkeit
  • Falsche Treue
  • Wie können wir Religiosität erkennen, daraus herausfinden und heraushelfen?

In einer Gemeinde gibt es immer viel zu tun. Gott hat jedem Gaben gegeben, um damit den anderen zu dienen. Die Motivation um eine Arbeit anzupacken, kann fleischlich oder geistlich sein. Ebenso die Motivation um eine Arbeit nicht zu tun. Entsprechend wird ihre Frucht ausfallen. Natürlich haben wir alle das Gefühl, dass wir geistlich wirken Sprüche 16,2. Diese Überzeugung hatten sicher auch die Pharisäer. Aber Jesus widerstand ihnen vehement und überführte sie immer wieder der Heuchelei, also der Religiosität. Es ist eine Frage der Beweggründe, die hinter unseren Werken und unserem Dienst stehen. Die Bibel fordert uns auf, die guten Werke zu tun, die Gott für uns vorbereitet hat Epheser 2,10. Wenn wir aber etwas, das an und für sich gut sein könnte, aus eigenem Antrieb und mit eigener Kraft vollbringen, so ist es eben schnell religiös. Es könnte ein religiöser Geist dahinter stehen, der mich dazu antreibt, und nicht Gott. Genauso falsch kann es aber sein, aus lauter Angst, das Falsche zu tun, nichts zu machen. In Matthäus 7,21-23 sehen wir Leute, die im Namen Jesu viel getan haben, das durchaus geistlich aussieht. Aber Jesus sagt zu ihnen: "Ich kenne euch nicht." Das Entscheidende ist also nicht, was wir tun oder nicht tun, sondern dass wir eine lebendige Beziehung zu Jesus haben und in Seiner Gnade gegründet sind. Je besser wir Ihn kennen und Seine Stimme hören, umso mehr wird das, was wir unternehmen, auch von Ihm geprägt sein. Ich möchte versuchen, mein Verständnis von Religiosität darzulegen. Wenn wir Gott und seine Gnade durch etwas anderes ersetzen, etwas anderes den ersten Platz einnehmen lassen oder aus etwas anderem leben als aus Gott, dann sind wir im Religiösen drin. Es geht also um jegliche Form des Ersatzes für Gott. Darum Religiosität als Gegensatz zur echten, wahren Gottesbeziehung, zur Gottesfurcht (Dieser Artikel behandelt mehr den Aspekt der Religiosität, der nachfolgende den der Gottesfurcht). Unser alter Mensch scheint mir durch und durch von religiösem Verhalten geprägt zu sein. Wir haben in unserem Repertoire viele religiöse Rituale, mit denen wir geistlich zu leben und uns zu gefallen versuchen. Wir sind von uns aus wohl kaum fähig, Gott wirklich den ersten Platz zu geben. Doch das, was Jesus neu in uns schafft, ist das Wahre und Echte. Die Pharisäer waren zur Zeit Jesu zusammen mit den Schriftgelehrten die maßgebende geistliche Elite. Aus ihnen, den Hohepriestern und Sadduzäern konstituierte sich der Hohe Rat, die oberste religiöse und politische Behörde der Juden unter der römischen Oberherrschaft. Doch weil sie sich diese Autorität selbst gegeben hatten, aus eigener Kraft fromm zu leben versuchten, sich in Selbstgerechtigkeit sonnten und der Botschaft von Jesus nicht glaubten, nennt sie Jesus blinde Blindenführer Matthäus 15,14. Sie verkörpern meiner Ansicht nach das religiöse System, das die wahrhaft Gläubigen und Suchenden bekämpft Matthäus 23,13 ; Lukas 11,52 ; aber auch 2. Timotheus 3,5-8. Die Bibel zeigt uns in Matthäus 23,29-36 und Lukas 11,47-51 , dass dem religiösen Geist besonders die Propheten ein Dorn im Auge sind. Als Wächter erkennen sie viel Religiöses bei anderen besonders schnell. Was aber nicht heißt, dass sie selbst dafür nicht genau so anfällig sind, wie alle anderen auch. Es gab schon in alttestamentlicher Zeit viele falsche Propheten, die mit dem, was sie sagten, gefallen wollten. Früher war für mich klar, dass ich sicher kein Pharisäer bin, weil ich auch keiner sein wollte. Es brauchte viel demütigende Offenbarung von Gott, bis ich erkannte, dass ich von meinem alten Wesen her durch und durch pharisäerhaft bin. Es ging lange, bis ich zu merken begann, wie stark ich im Religiösen und nicht in der Kraft und aus der Beziehung zu Gott lebte Matthäus 22,29. Wenn wir meinen , mit unserer Bekehrung seien auch gleich alle unsere Denk- und Handlungsgewohnheiten, die wir vielleicht schon über Jahrzehnte entwickelt haben, gleich weg, täuschen wir uns gewaltig. Ich denke, wir sind alle noch teilweise im religiösen Bereich, aber Gott möchte uns aus dem Gefängnis unserer Gewohnheiten herausführen. Doch wenn es um solche Dinge geht, braucht es oft ganz besonders die Offenbarung des Heiligen Geistes, damit wir es überhaupt erkennen, denn wie nirgends sonst ist das Gute und das Falsche so nahe beisammen. Wie der Engel Petrus im Gefängnis durch einen Schlag wecken musste, damit er überhaupt erwachte, bringt Gott uns häufig nur durch massive Schwierigkeiten dazu, dass wir die Wahrheit an uns heranlassen Apostelgeschichte 12,7 ; Hebräerbrief 12,4-11. Ich möchte anhand der Pharisäer (siehe vor allem Matthäus 15,1-39 u. Matthäus 23,1-39 , sowie Markus 7,1-37 ; Markus 12,1-44 und Lukas 11,1-54 vier Aspekte der Religiosität aufzeigen, die wir überall beobachten können. Es ist gut, uns bewusst zu sein, dass es bei Gott im Gegensatz zu uns keine Grauzone gibt Lukas 11,23 ; Hebräerbrief 4,12 . Wenn wir in dem, was wir tun, nicht von Gott geleitet sind, sind wir letztlich von Satan geleitet. Häufig sind unsere Handlungen und Antriebe ein Gemisch. Daher ist es so wichtig, dass wir alle unsere Formen von Religiosität als Sünde erkennen und uns ausstrecken nach der heilenden Gnade. Und Gott ist gut: Er hat versprochen uns von aller Sünde zu reinigen.

Die Pharisäer setzten sich auf Moses Stuhl. Sie gaben sich selbst einen Platz, den Gott ihnen nicht zugedacht hatte. Damit stellten sie sich zwischen Ihn und die Menschen und bestimmten, was gut und schlecht war und wie man leben musste, um in den Himmel zu kommen. Sie wollten mehr sein als sie waren und täuschten auch bewusst mehr vor (breite Gebetssäume, zum Schein lange Gebete sprechen), weil sie ihre eigene statt Gottes Ehre suchten (liebten Vorsitz in Synagogen und bei Gastmählern und Begrüßungen auf den Märkten, ließen sich Rabbi nennen). Statt dass sie danach trachteten, dass Gott an ihnen Gefallen hatte und sich daran genügen ließen, wollten sie, dass die Leute sie verehrten. Dadurch dass sie die Menschen auf sich statt auf Gott ausrichteten, verschlossen sie ihnen den Weg ins Himmelreich. Sie versuchten also, vor den Menschen Gottes Stellung einzunehmen und machten sich somit selbst zu Gott.

Petrus stellte sich über Jesus und meinte, ihn ermahnen zu müssen Matthäus 16,22 . Ganz entschieden wies Jesus den (religiösen) Geist, der dahinter steckte, zurück. Auch in der Situation mit der blutflüssigen Frau meinten die Jünger, Ihn belehren zu müssen Markus 5,31 .

Wie ist das bei uns? Eine Hilfe ist mir immer wieder die Testfrage: Kann ich den anderen wirklich höher achten als mich, wer immer es sei Philipper 2,3 ?

Wir stehen in Gefahr, wenn wir Unrecht gegenüber stehen, zuerst einmal wie Mose 2. Mose 2,12 mit Auflehnung, mit Zorn zu reagieren. Jesus redet aber zu uns vom Splitter und vom Balken Matthäus 7,3-5 . Die Tatsache, dass mich der Splitter in meines Bruders Auge stört, ist gerade Teil meines Balkens. Solange mir die Schwäche des anderen Mühe macht, kann mich Gott nicht so gut brauchen, um ihm zu helfen. Wenn ich seine Unvollkommenheit bekämpfe, reagiere ich fleischlich. Wenn ich beim anderen einen Fehler zu erkennen meine, ist dies noch kein Auftrag ihn aufzudecken, sondern vor allem einmal für ihn zu beten und mich um meinen Balken zu kümmern. Auch wenn der andere wirklich Unrecht tut, sei es an mir oder anderen, heißt das noch lange nicht, dass ich berufen bin, dies zu korrigieren. Gott fordert mich auf, wenn ich Unrecht leide, zu beten Jakobus 5,13 und das Böse mit Gutem zu überwinden Römer 12,21 . Die Liebe erduldet alles und deckt eine Menge Sünden zu 1. Korinther 13,7 ; Sprüche 10,12 . Darum kritisiert Jesus an den Pharisäern, dass sie die Details des Gesetzes pflegten, aber die Liebe vernachlässigten Lukas 11,42 . Das Gesetz klagt an, aber die Liebe überwindet. Doch das kann ich nicht aus eigener Kraft tun, das muss Gott in mir wirken. Nur aus einer tiefen Liebesbeziehung mit Jesus fließt die echte Bruderliebe, die das Schwache im anderen immer wieder zudeckt. Die Erkenntnis darf die Liebe nicht hindern, sonst bin ich nicht mehr in Gottes Willen 1. Korinther 13,2 . Unrecht erdulden und trotzdem in der Liebe bleiben, diesen Weg hat Jesus uns vorgelebt. Dazu hat er uns berufen 1. Petrus 2,21-23 ; 1. Johannes 3,10-12 . Diese Liebesbeziehungen unter Geschwistern sind ein Zeugnis für die Welt. Das kennt sie nicht. Denn dies ist nur aus Gott möglich. David deckte Saul auf sehr respektvolle Art seine Ungerechtigkeit auf und stellte sich nicht über ihn 1. Samuel 24,8-17 So hielt David seine Männer mit diesen Worten zurück und ließ ihnen nicht zu, sich gegen Saul zu erheben. Saul aber machte sich auf aus der Höhle und ging seines Weges. Danach machte sich auch David auf und verließ die Höhle und rief Saul nach und sprach: Mein Herr [und] König! Da sah Saul hinter sich. Und David neigte sein Angesicht zur Erde und verbeugte sich. Und David sprach zu Saul: Warum hörst du auf die Worte der Leute, die sagen: Siehe, David sucht dein Unglück? Siehe, an diesem Tag siehst du mit eigenen Augen, daß dich der HERR heute in der Höhle in meine Hand gegeben hat; und man sagte mir, ich solle dich töten, aber es war mir leid um dich, denn ich sprach: Ich will meine Hand nicht an meinen Herrn legen; denn er ist der Gesalbte des HERRN! Nun sieh, mein Vater, sieh doch den Zipfel deines Obergewandes in meiner Hand! Da ich [nur] den Zipfel deines Obergewandes abschnitt und dich nicht umbrachte, so erkenne und sieh daraus, daß nichts Böses in meiner Hand ist, auch keine Übertretung; ich habe auch nicht an dir gesündigt; du aber stellst mir nach, um mir das Leben zu nehmen! Der HERR sei Richter zwischen mir und dir; und der HERR räche mich an dir, aber meine Hand soll nicht über dir sein! Wie man nach dem alten Sprichwort sagt: »Von den Gottlosen kommt Gottlosigkeit« - aber meine Hand soll nicht gegen dich sein! Wen verfolgst du, König von Israel? Wem jagst du nach? Einem toten Hund! einem Floh! Der HERR sei Richter und entscheide zwischen mir und dir, und er sehe danach und führe meine Sache und verschaffe mir Recht von deiner Hand! Und es geschah, als David aufgehört hatte, diese Worte zu Saul zu reden, da sprach Saul: Ist das nicht deine Stimme, mein Sohn David? Und Saul erhob seine Stimme und weinte;" data-placement="bottom" data-popover-content="myPopoverContent" data-toggle="popover" data-trigger="hover" href="dummy://page?uid=" title="Bibeltext:"> . Als er bei Ziklag von seinen Leuten gänzlich abgelehnt wurde, stärkte er sich im Herrn und dadurch konnte er sich wieder neu für sie hingeben 1. Samuel 30,61. Samuel 30,6: Und David war sehr bedrängt, denn das Volk wollte ihn steinigen, weil die Seele des ganzen Volks erbittert war, jeder wegen seiner Söhne und wegen seiner Töchter. David aber stärkte sich in dem HERRN, seinem Gott. .

Jesus sagte in Matthäus 22,29 zu den Sadduzäern: "Ihr irrt, weil ihr die Schriften nicht kennt, noch die Kraft Gottes." Paulus attestiert ihnen, dass sie für Gott eifern, aber nicht auf die richtige Art Apostelgeschichte 12,7 . Ich sehe auch die oben erwähnte Stelle von Matthäus 7,21-23 in diesem Zusammenhang: Wirken aus eigener Kraft, das zwar sehr wohl im "Namen" Gottes geschehen kann - aber nie von Ihm in Auftrag gegeben wurde. Jesus sagte, dass Er daraus lebe, den Willen des Vaters zu tun Matthäus 15,14 und dass der, der Ihn liebe, das Gleiche machen solle. Wir sind angewiesen, das zu tun, was wir den Vater tun sehen. Jesus sagte selbst, dass er nichts von sich selbst aus tun könne Matthäus 23,13 und auch wir ohne Ihn nichts tun können. Es eröffnet sich hiermit ein Spannungsfeld: Einerseits fordert uns die Schrift zu vielen guten Werken pauschal auf z. B. Lukas 11,52 ; 2. Timotheus 3,5-8 ; Matthäus 23,29-36 , andererseits geht es immer wieder darum, für eine Situation den spezifischen Willen des Vaters zu suchen, da wir von uns aus die Prioritäten unter allem, was man tun könnte, nicht richtig zu setzen vermögen. Wie eingangs gesagt, geht es bei der Religiosität oft nicht ums Werk selbst, sondern um unsere Haltung, unsere Motivation dabei.

Als Mose den Ägypter erschlug, hielt ihm am nächsten Tage sein Landsmann entgegen: "Wer hat dich als Richter über uns gesetzt?" Mose hatte sich diese Stellung, die Gott ihm später geben wollte, selbst genommen und in eigener Kraft ausgeübt (Zorn ist nichts anderes als der Versuch, in eigener Kraft, mit Gewalt, etwas zu bewirken). Wenn wir das Gefühl haben, wir wüssten was gut ist, weil wir uns auf unsere Erkenntnisse und Erfahrungen, unsere Prinzipien und Strategien verlassen, verfallen wir gerne in ein "Muckertum" Lukas 11,47-51 . Werke, die wir aus eigener Kraft tun, haben zumindest nicht in allen Teilen Gott zum Angelpunkt, sondern mehr unsere eigene Bestätigung und Verwirklichung. Wir können deshalb auch nicht geistliche Früchte erwarten davon. Das Gleiche gilt, wenn wir versuchen, aus eigener Kraft "gute" Christen zu sein, dem Wort selbst nachzuleben. Die Absicht ist zwar gut, doch da dies unmöglich ist Matthäus 22,29 - warum hätte sonst Jesus gesagt: "Wartet bis ihr angetan werdet mit Kraft aus der Höhe?" Warum hätte Er sonst sterben müssen, wenn wir es doch selbst könnten? - entsteht daraus ein verkrampftes, unechtes Christenleben: "...die eine Form der Gottseligkeit haben, ihre Kraft aber verleugnen" Apostelgeschichte 12,7 . Die wirkliche Kraft ist die Kraft des Heiligen Geistes. Je mehr wir unsere Schwachheit und Unfähigkeit zugeben und Gott ernsthaft suchen über dem, was wir tun sollen, umso mehr wird der Geist uns in alle Wahrheit leiten können und uns Schritt um Schritt vorangehen. Dann wird er unser Zeugnis mit Zeichen und Wundern bestätigen.

Jesus warf den Pharisäern mangelndes Erbarmen vor Matthäus 23,23 . Es gibt Menschen, die überzeugt von der eigenen Stärke und dem eigenen Erfolg ihre Funktion in der Gemeinde ausüben. Sie glauben alles im Griff zu haben. Sie haben Mühe, ihre eigene Ergänzungsbedürftigkeit zu sehen, auf andere zu hören, sie ernst zu nehmen und stellen sich über sie. Sie spielen dadurch andere immer wieder an die Wand und betrachten sie als schwach.

 

In Hebräerbrief 12,4-11 lesen wir, wie Saul beim Opfern in eigener Kraft voranging. Besonders interessant dünkt mich, dass hier der Zusammenhang zur Angst (siehe auch in der Tabelle) deutlich wird. Die Angst vor Ablehnung scheint das Eintrittstor für den Geist der Religiosität zu sein. Saul hatte Angst, vom Volk als König verworfen zu werden, wenn er das tat, was Gott wollte. Die Leute begannen ihm davonzulaufen. Aber statt dass sie gemeinsam im Gebet Gottes Willen gesucht hätten, begann Saul selbst zu opfern. Er setzte die Anerkennung durch das Volk, eigentlich aber die Erhaltung des Königtums, das ihm ja Gott gegeben hatte, vor Ihn und verlor prompt das, was er retten wollte.

Die Pharisäer meinten, sie würden auf Grund ihrer leiblichen Abstammung von Abraham und durch die genaue Beachtung der Gesetze gerettet. Jesus brandmarkte dies als Heuchelei und Selbstgerechtigkeit Matthäus 15,1-39 . Sie erweiterten die "Äußerlichkeiten" der Gesetze (z. B. rituelle Waschungen, Sabbatregeln, Zehnten geben, Gebets- und Fastenzeiten), die man von sich aus halten kann, noch um jene Details und legten den Leuten dadurch hohe Lasten auf. Andererseits vernachlässigten sie das Wesentliche (siehe Tabelle); in diesem Zusammenhang besonders, dass kein Mensch von sich aus dem Recht Gottes genügen kann und jeder Seiner Gnade bedürftig ist. Dass Jesus einzelnen Menschen direkt Vergebung der Sünde auf Grund ihres Glaubens zusprach, stellte sie vor die Entscheidung, entweder an ihrer Selbstrechtfertigung festzuhalten oder die Erlösung aus Gnade anzunehmen. Beides zusammen geht nicht Matthäus 23,1-39 .

In Galater 2,11 wird wieder der Zusammenhang mit der Angst deutlich: Petrus hatte Angst, von den Juden aus Jerusalem abgelehnt zu werden, wenn er sich nicht an die Reinheitsvorschriften hielte. Lieber machte er bei diesem religiösen Tun mit, als sich ausgrenzen zu lassen. Vor den Menschen gerecht dazustehen war ihm wichtiger, als sich auf Gottes Gerechtigkeit zu stützen.

Viele Menschen möchten Gnade, aber keine Wahrheit. Sie möchte das ewige Leben, aber nicht zugeben dass sie erlösungsbedürftig sind. Sie möchten Gottes Liebe erfahren, aber nicht eingestehen, dass sie Sünder sind. Doch da Gottes Liebe in der Vergebung der Sünden vollkommen sichtbar wurde, erleben sie seine Liebe nicht, sie bleibt Theorie. Je mehr uns unsere Erlösungsbedürftigkeit vor Augen tritt, umso tiefer und wertvoller wird uns Gottes Gnade die uns in unserer Sündigkeit annimmt.

Markus 7,1-37 Wenn in unserem Herzen die Selbstanklage Raum findet, so ist dies ein Zeichen, dass wir noch ein Stück der Gesetzlichkeit, in der Leistungsgerechtigkeit leben. Wir haben noch irgendwo das Gefühl, wir müssten etwas zu unserer Annahme bei Gott beitragen Wir können unsere Schuld aber nicht durch Opfer wieder gut machen Markus 12,1-44 . Doch wenn wir sie vors Kreuz bringen, dann werden wir frei von diesem Schulddruck.

Ein ebensolches Zeichen ist es, wenn wir Mühe haben, Ermahnung anzunehmen, unsere Schwächen und Fehler einzugestehen. Warum wollen wir möglichst gut dastehen vor den anderen? Wenn unser Selbstwert darin besteht, dass Jesus uns liebt, so wie wir sind, und nicht darin, wie fromm wir bereits zu sein meinen, dann gibt es keinen Grund dass uns Ermahnung bedrücken müsste. Es sei denn, wir möchten besonders gut sein, oder jedenfalls besser als andere. Hinter diesen hohen Maßstäben steht Stolz. Es ist ein Perfektionismus, der auf Leistungsgerechtigkeit gegründet ist. Lassen wir uns doch einfach an seiner Gnade genügen.

Lukas 11,1-54Lukas 11,1-54: Und es begab sich, daß er an einem Ort im Gebet war; und als er aufhörte, sprach einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger lehrte! Da sprach er zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Unser Vater, der du bist im Himmel, geheiligt werde dein Name! Dein Reich komme! Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auch auf Erden. Gib uns täglich unser nötiges Brot! Und vergib uns unsere Sünden, denn auch wir vergeben jedem, der uns etwas schuldig ist! Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen! Und er sprach zu ihnen: Wenn einer von euch einen Freund hätte und ginge zu ihm um Mitternacht und spräche zu ihm: Freund, leihe mir drei Brote, denn mein Freund ist von der Reise zu mir gekommen, und ich habe nichts, was ich ihm vorsetzen kann! und jener würde von innen antworten und sagen: Mache mir keine Mühe! Die Türe ist schon verschlossen, und meine Kinder sind bei mir in der Kammer; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben! - ich sage euch: Wenn er auch nicht deswegen aufstehen und ihm etwas geben wird, weil er sein Freund ist, so wird er doch um seiner Unverschämtheit willen aufstehen und ihm geben, soviel er braucht. Und ich sage euch: Bittet, so wird euch gegeben; sucht, so werdet ihr finden; klopft an, so wird euch aufgetan! Denn jeder, der bittet, empfängt; und wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird aufgetan. Welcher Vater unter euch wird seinem Sohn einen Stein geben, wenn er ihn um Brot bittet? Oder wenn [er ihn] um einen Fisch [bittet], gibt er ihm statt des Fisches eine Schlange? Oder auch wenn er um ein Ei bittet, wird er ihm einen Skorpion geben? Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben versteht, wieviel mehr wird der Vater im Himmel [den] Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten! Und er trieb einen Dämon aus, und der war stumm. Es geschah aber, nachdem der Dämon ausgefahren war, redete der Stumme. Und die Volksmenge verwunderte sich. Aber etliche von ihnen sprachen: Durch Beelzebul, den Obersten der Dämonen, treibt er die Dämonen aus! Und andere versuchten ihn und verlangten von ihm ein Zeichen aus dem Himmel. Er aber, da er ihre Gedanken kannte, sprach zu ihnen: Jedes Reich, das mit sich selbst uneins ist, wird verwüstet, und ein Haus, das gegen sich selbst ist, fällt. Wenn aber auch der Satan mit sich selbst uneins ist, wie kann sein Reich bestehen? Ihr sagt ja, ich treibe die Dämonen durch Beelzebul aus. Wenn ich aber die Dämonen durch Beelzebul austreibe, durch wen treiben eure Söhne sie aus? Darum werden sie eure Richter sein. Wenn ich aber die Dämonen durch den Finger Gottes austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen! Wenn der Starke bewaffnet seinen Hof bewacht, so bleibt sein Besitztum in Frieden. Wenn aber der, welcher stärker ist als er, über ihn kommt und ihn überwindet, so nimmt er ihm seine Waffenrüstung, auf die er sich verließ, und verteilt seine Beute. Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich; und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut! Wenn der unreine Geist von dem Menschen ausgefahren ist, so durchzieht er wasserlose Gegenden und sucht Ruhe. Und da er sie nicht findet, spricht er: Ich will zurückkehren in mein Haus, aus dem ich weggegangen bin. Und wenn er kommt, findet er es gesäubert und geschmückt. Dann geht er hin und nimmt sieben andere Geister mit sich, die bösartiger sind als er selbst, und sie ziehen ein und wohnen dort, und es wird der letzte Zustand dieses Menschen schlimmer als der erste. Es geschah aber, als er dies redete, da erhob eine Frau aus der Volksmenge die Stimme und sprach zu ihm: Glückselig ist der Leib, der dich getragen hat, und die Brüste, die du gesogen hast! Er aber sprach: Glückselig sind vielmehr die, die Gottes Wort hören und es bewahren! Als aber die Volksmenge sich haufenweise herzudrängte, fing er an zu sagen: Dies ist ein böses Geschlecht! Es fordert ein Zeichen; aber es wird ihm kein Zeichen gegeben werden als das Zeichen des Propheten Jona. Denn gleichwie Jona den Niniviten ein Zeichen war, so wird es auch der Sohn des Menschen diesem Geschlecht sein. Die Königin des Südens wird im Gericht auftreten gegen die Männer dieses Geschlechts und sie verurteilen; denn sie kam vom Ende der Erde, um die Weisheit Salomos zu hören; und siehe, hier ist einer, der größer ist als Salomo! Die Männer von Ninive werden im Gericht auftreten gegen dieses Geschlecht und werden es verurteilen; denn sie taten Buße auf die Verkündigung des Jona hin; und siehe, hier ist einer, der größer ist als Jona! Niemand aber zündet ein Licht an und setzt es an einen verborgenen Ort, auch nicht unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter, damit die Hereinkommenden den Schein sehen. Das Auge ist die Leuchte des Leibes. Wenn nun dein Auge lauter ist, so ist auch dein ganzer Leib licht; wenn es aber böse ist, so ist auch dein Leib finster. So habe nun acht, daß das Licht in dir nicht Finsternis ist! Wenn nun dein ganzer Leib licht ist, so daß er keinen finsteren Teil mehr hat, so wird er ganz hell sein, wie wenn das Licht mit seinem Strahl dich erleuchtet. Und während er redete, bat ihn ein gewisser Pharisäer, bei ihm zu Mittag zu essen. Und er ging hinein und setzte sich zu Tisch. Der Pharisäer aber verwunderte sich, als er sah, daß er sich vor dem Mittagsmahl nicht gewaschen hatte. Da sprach der Herr zu ihm: Nun, ihr Pharisäer, ihr reinigt das Äußere des Bechers und der Schüssel, euer Inneres aber ist voll Raub und Bosheit. Ihr Toren! Hat nicht der, welcher das Äußere schuf, auch das Innere gemacht? Gebt nur von dem, was darin ist, Almosen, siehe, so ist euch alles rein! Aber wehe euch Pharisäern, daß ihr die Minze und die Raute und alles Gemüse verzehntet und das Recht und die Liebe Gottes umgeht! Dieses sollte man tun und jenes nicht lassen. Wehe euch Pharisäern, daß ihr den ersten Sitz in den Synagogen und die Begrüßungen auf den Märkten liebt! Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, daß ihr wie die unkenntlich gewordenen Gräber seid, über welche die Leute dahingehen, ohne es zu wissen! Da antwortete einer der Gesetzesgelehrten und sprach zu ihm: Meister, mit diesen Worten schmähst du auch uns! Er aber sprach: Wehe auch euch Gesetzesgelehrten! Denn ihr ladet den Menschen unerträgliche Bürden auf, und ihr selbst rührt die Bürden nicht mit einem Finger an. Wehe euch, daß ihr die Grabmäler der Propheten baut! Eure Väter aber haben sie getötet. So bestätigt ihr also die Taten eurer Väter und habt Wohlgefallen daran; denn jene haben sie getötet, ihr aber baut ihre Grabmäler. Darum hat auch die Weisheit Gottes gesprochen: Ich will Propheten und Apostel zu ihnen senden, und sie werden etliche von ihnen töten und verfolgen, damit von diesem Geschlecht das Blut aller Propheten gefordert werde, das seit Grundlegung der Welt vergossen worden ist, vom Blut Abels an bis zum Blut des Zacharias, der zwischen dem Altar und dem Tempel umkam. Ja, ich sage euch, es wird gefordert werden von diesem Geschlecht! Wehe euch Gesetzesgelehrten, denn ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen! Ihr selbst seid nicht hineingegangen, und die, welche hineingehen wollten, habt ihr daran gehindert! Und als er dies zu ihnen sagte, fingen die Schriftgelehrten und Pharisäer an, ihm hart zuzusetzen und ihn über vieles auszufragen, wobei sie ihm auflauerten und versuchten, etwas aus seinem Mund aufzufangen, damit sie ihn verklagen könnten. zeigt, dass Hiob sich über-. und Gott unterschätzte. Wenn wir selbstgerecht sind, nehmen wir uns zu wichtig. Darum sagte Jesus: "Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden." Doch als Hiob Fürbitte für seine Freunde einlegte, wendete Gott sein Geschick. Für die anderen beten, statt auf sie hinunterzuschauen, den anderen höher achten als mich selbst und mir an Gottes Gnade genügen lassen, das führt aus der Selbstgerechtigkeit.

Jesus warf den Pharisäern vor, dass sie Gottes Wort nicht glaubten Lukas 11,23 . Gott nicht zu glauben bedeutet aber, jemand anderem zu glauben. Glauben heißt nicht einfach, etwas für wahr halten, sondern danach zu leben, weil wir überzeugt sind, dass es wahr ist Hebräerbrief 4,12 . Es kann ein Quantensprung für unser Glaubensleben sein, wenn wir beginnen, Gottes Verheißungen in seinem Wort zu beanspruchen, bis wir sie erleben, anstatt sie nur für wahr zu halten. Das Evangelium bekommt ein gewaltiges Zeugnis, wenn wir wirklich in dem leben, was wir verkünden. Jesus nannte die Pharisäer Heuchler, weil ihr Herz nicht bei dem war, was sie sagten Epheser 4,15 .

Die Pharisäer gewichteten die Überlieferungen der Väter, die Traditionen, stärker als Gottes Willen Hebräerbrief 13,13-14 . Wenn immer wir eine andere Lehre, Erfahrungen, Prinzipien, verstandesmäßige Erkenntnis oder das, was ein anderer Mensch sagt, wichtiger nehmen als das, was Gott sagt, halten wir am Falschen fest. Dann haben wir etwas anderes an der ersten Stelle, die Gott gehört. Dies kann auch der Konsum von Dingen, Beziehungen oder Besitz sein. Von den Pharisäern steht, dass sie sehr geldliebend waren Matthäus 16,22 . Viele Menschen zur Zeit Jesu fielen auf die Pharisäer herein und orientierten sich, aus Angst ausgeschlossen und abgelehnt zu werden, an ihnen statt an Gott Markus 5,31 ; Matthäus 23,13 . Es gibt Menschen, für die ist es viel einfacher, sich auf einen Menschen als "geistlichen Vater" auszurichten und ihm nachzufolgen, als die Beziehung mit Gott so zu suchen, dass sie darin wirklich Vaterschaft erleben. Aber Jesus warnt uns eindringlich davor Lukas 11,52 , da es fast nicht zu vermeiden ist, dass wir diesen Menschen zwischen uns und Gott stellen und sein Wort für uns dann zum Teil zu Gottes Wort wird.

Jesus versprach, dass der Heilige Geist uns in alle Wahrheit leiten werde. Wir können also davon ausgehen, dass wenn wir wirklich bereit sind zu hören, Gott uns immer wieder auf Dinge hinweisen wird, die in unserem Leben noch nicht in Ordnung sind. Religiosität ist allerdings sehr hartnäckig und versteckt sich extrem gut hinter geistlich aussehenden Dingen. Je näher etwas beim Richtigen ist, umso schwerer ist es vom Falschen zu unterscheiden. Zudem haben wir es hier mit einer geistlichen Macht zu tun, die sehr vehement reagiert, wenn sie entlarvt werden soll. Deshalb braucht es oft besondere Offenbarung, die Ergänzung durch Geschwister oder massive Krisen, die uns mit solch tief eingeschliffenen Verhaltensweisen konfrontieren. (Bei mir setzte z. B. dieser Offenbarungsprozess erst ein, nachdem mich Geschwister vom Religiösen Geist losgesprochen hatten.) Doch Gottes Wort scheidet Seele und Geist. Es ist Seine Gnade, wenn wir die Wahrheit wirklich an uns heranlassen können, so dass wir überführt werden. Wir können uns nicht selbst von Religiosität befreien. Wenn wir dies versuchen, kommt sie als Leistungsgerechtigkeit gerade zur Hintertür wieder herein. Aber wenn wir zu unserer Schuld stehen und Gott um Vergebung bitten, so hat er verheißen, uns von aller Sünde zu reinigen 2. Timotheus 3,5-8 . Da es bei Religiosität immer darum geht, dass wir nicht wirklich aus der Gnade leben, haben wir einen Mangel in der Erkenntnis unserer Erlösungsbedürftigkeit, Gott wird deshalb immer wieder versuchen, uns seine Liebe zu zeigen und uns mit unserer Sünde zu konfrontieren, damit wir merken, dass wir Seine Gnade brauchen Matthäus 23,29-36 .

Um anderen helfen zu können, müssen wir vor allem uns durch den Heiligen Geist von unserer Religiosität überführen und reinigen lassen. Je mehr wir sehen, wo wir wirklich stehen, und Seine Vergebung beanspruchen, umso mehr werden wir still. Dann braucht es unser demütiges Gebet, denn es ist ein geistlicher Kampf Lukas 11,47-51 . Nur aus dem Bewusstsein der eigenen Erlösungsbedürftigkeit heraus, kommt die nötige Liebe, um mit den Geschwistern zu sprechen und sie trotzdem so anzunehmen, wie sie sind. Zudem brauche ich einen Auftrag von Gott, bevor ich den anderen ermahne. Darum ist es gut, zuerst eine Zeit lang zu beten, damit ich hören kann, ob, und wenn ja, was und wann ich sprechen soll. Nicht unser Besserwissen, sondern die Kraft und die Gegenwart Gottes, die in unserem Leben spürbar sein müssen, können den anderen überzeugen Matthäus 22,29 .

4 Aspekte der Religiosität
4 Waffen
4-fache Annahme
4 Mängel der Pharisäer

Falsche Identifikation

Gemeinschaft mit Gott

Was andere von uns denken

Liebe

Eigene Stärke/Wirken

Beten im Geist

Was wir tun

Erbarmen

Selbst -/Leistungsgerechtigkeit

Fürbitte

Was wir können

Recht/Gericht

Falsche Treue

Wachen

Was wir sind (Identität)

Glauben

Quelle: Christian Gnägi, Bern (Inspiration / Gnade und Wahrheit im biblischen Gemeindebau)